Bosco Bellinghausen

Voraussichtliche Lesedauer: 5 Minuten

TalkAbout

Vertrag ohne Dritte: Smart Contract

Blockchain- und Distributed-Ledger-Technologien haben das Potenzial, Geschäftsmodelle über den Haufen zu werfen. Viele der Ideen, die ich auch in anderen Blogbeiträgen beschrieben habe, setzen auf Smart Contracts auf. Ich habe mich gefragt, was genau dahintersteckt und warum sich die Blockchain-Technologie so gut für Smart Contracts eignet.

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Blockchain- und Distributed-Ledger-Technologien haben das Potenzial, Geschäftsmodelle über den Haufen zu werfen. Viele der Ideen, die ich auch in anderen Blogbeiträgen beschrieben habe, setzen auf Smart Contracts auf. Ich habe mich gefragt, was genau dahintersteckt und warum sich die Blockchain-Technologie so gut für Smart Contracts eignet.

Smart, nicht intelligent

Ein Smart Contract ist ein Computerprogramm, das Aktionen auslöst, wenn bestimmte Konditionen erfüllt sind. Er verwendet externe Informationen als Input. Entsprechen diese vorher festgelegten Regeln im Vertrag, lösen sie eine definierte Aktion aus.

Anders formuliert: Ein Smart Contract setzt eine Wenn-Dann-Beziehung um. So lässt sich eine Transaktion automatisiert abwickeln. Verschlüsselung und verteilte Speicherung machen den Vorgang manipulationssicher. Smart Contracts können zum Beispiel Geld senden, empfangen und speichern, mit anderen Smart Contracts kommunizieren, oder mit jedem Computersystem, das mit dem Internet verbunden ist. 

Viele Menschen, denen ich das Prinzip eines Smart Contracts erkläre, stellen sich eine autonome intelligente Software vor, die Aktionen wie von Zauberhand erledigt. Dabei ist ein Smart Contract ist nur ein hipper Name für Code, der auf einer Blockchain läuft und mit dem Blockchain State interagiert. Das Stück Code kann in Java, Fortran oder C++ programmiert werden. Es ist nicht intelligent: Ein Smart Contract entwickelt sich nicht selbständig weiter oder passt den eignen Code an neue Bedigungen an wie eine Künstliche Intelligenz. Auch das Wenn-Dann-Prinzip eines Smart Contracts ist nicht neu: Wenn ich Geld einwerfe, gibt mir der Getränkeautomat ein Getränk.

Das Programm “Smart Contract” ist verschlüsselt und verteilt auf der Blockchain gespeichert, wird von Blockchain Transaktionen getriggert und liest und schreibt Daten auf der Blockchain. Nicht mehr und nicht weniger!

Die Stärke von Ethereum: Ohne Mittelsmann! 

Das Neue am Smart Contract ist: Er kann komplett ohne Intermediär betrieben werden, wenn er einmal erstellt wurde. Jede Transaktion ist öffentlich einsehbar. Und es ist nicht möglich, die Historie von Transaktionen zu modifizieren. Sobald ein Smart Contract ausgeführt ist, kann die Ausführung nicht mehr rückgängig gemacht werden. Das bedeutet: Ein Smart Contract ist ein Programm, das komplett autonom ausgeführt wird. Dafür sorgt die Dezentralität des Netzwerks.

Die bekannteste Blockchain für Smart Contracts ist die Ethereum-Blockchain. Die Erstellung von Smart Contracts war von Anfang an fester Bestandteil der Technologie, und darin unterscheidet sich Ethereum am stärksten von der Bitcoin-Blockchain. Mittlerweile gibt es aber auch Smart-Contract-Lösungen für die Bitcoin-Blockchain und Chain-übergreifende Ansätze.

EtherScripter: Smart Contracts im Baukasten-Prinzip

Um Smart Contracts auf der Ethereum Blockchain zu erstellen, braucht man in der Regel ein wenig Grundlagenwissen im Programmieren. Sehr hilfreich ist zudem EtherScripter (Website): Der Web-Dienst ähnelt einem Baukasten mit menschen- und maschinenlesbaren Bauteilen für einen Smart Contract. EtherScripter macht das Erstellen kinderleicht und nachvollziehbar, und es zeigt Einsteigern, wie ein Smart Contract aufgebaut wird.

Ein Vertrag, mit dem die Zahnfee automatisch Geld auszahlt, wenn ein Kind seinen Zahn hinterlegt, sieht zum Beispiel so aus: 

Weitere Beispiele finden Sie auf der Website von EtherScripter (Link).

Smart Contracts in der Maschine-zu-Maschine-Kommunikation

Besonders spannend sind Smart Contracts für das IoT. Hier spielen sie ihre Stärke aus: Sie sind unveränderbar, ohne Mittler und automatisch getriggert, kurz: ein ideales Bindeglied zwischen Maschine und Maschine. Das möchte ich an einem Beispiel zeigen.

Ein Getränkeautomat kauft und verkauft autonom Waren mit einem Smart Contract. Der Automat agiert ohne Mittelsmann mit dem Kunden und bestellt neue Getränke selbständig. Liefern von Mensch oder Drohne die Nachfüllware, regelt der Smart Contract den Austausch der Werte: Kann der Getränkeautomat bezahlen, werden Waren geliefert. Das kann komplett automatisiert abgebildet werden, das bedeutet: Der Getränkeautomat wirtschaftet autonom. So können Prozesse komplett autark, automatisiert und vollkommen transparent ausgeführt werden. Das spart Transaktionskosten.

Trotzdem ist es nicht sinnvoll, schematisch alle Verträge durch Smart Contracts abzulösen. Wenn im Geschäftsmodell oder Vertrag ein Mittler involviert ist, lohnt es sich jedoch, einen Testballon mit einem Smart-Contract zu starten. 

Und nicht nur Prozesse lassen sich so sicher automatisieren. Die Dezentralität eines Blockchain-Netzwerkes kann für eine ganz neue Form von Cyber-Security sorgen – dazu mehr imm nächsten Blogbeitrag. 


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Bosco Bellinghausen