Bosco Bellinghausen

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Blockchain als Open Source: das Hyperledger-Projekt

Hyperledger ist eine Blockchain-Plattform auf Open-Source-Basis. Mit ihr lassen sich Distributed Ledgers auf Blockchain-Basis erstellen, die – im Unterschied zu Bitcoin-Blockchain – den hohen Anforderungen von Konzernen gerecht werden. Zum Beispiel lässt Hyperledger eigene Blockchain-Frameworks zu. Damit lassen sich eigene Blockchain-Anwendungen deutlich einfacher erstellen. Das Hyperledger-Projekt wurde im Dezember 2015 von der Linux Foundation gegründet. Ziel war…

Blockchain

Übersicht

Hyperledger ist eine Blockchain-Plattform auf Open-Source-Basis. Mit ihr lassen sich Distributed Ledgers auf Blockchain-Basis erstellen, die – im Unterschied zu Bitcoin-Blockchain – den hohen Anforderungen von Konzernen gerecht werden. Zum Beispiel lässt Hyperledger eigene Blockchain-Frameworks zu. Damit lassen sich eigene Blockchain-Anwendungen deutlich einfacher erstellen.

Das Hyperledger-Projekt wurde im Dezember 2015 von der Linux Foundation gegründet. Ziel war ein System für Distributed Ledgers. Das Start-up Digital Asset Holdings (DAH) hatte den Namen geprägt und ihn der Linux Foundation zur Verfügung gestellt. An der Hyperledger-Community kann jeder teilnehmen, im Moment sind mehr als 100 bekannte Unternehmen Teil des Open-Source-Projektes, etwa IBM, Microsoft, Airbus oder Daimler. Ein Lenkungsausschuss (TSC) mit Stakeholdern von Accenture, CME Group, DAH, Deutsche Börse Group, IBM, Fujitsu, Hitachi, Intel J.P. Morgan, R3 und DTCC koordiniert das Projekt. 

Im Februar 2016 hat der Lenkungsausschuss ein von Digital Assets Holdings und IBM initiiertes Experiment beschlossen: einen einheitlichen Hyperledger-Code als stabile Code-Basis zu entwickeln. IBM, DAH und Blockstream steuerten Code-Teile bei: die OpenBlockchain (OBC) kam von IBM, DAH und Blockstream lieferten libconsensus. Beide Code-Teile wurden im März 2016 bei einem Hackathon in New York zusammengeführt und implementiert. Seitdem läuft die Inkubationsphase des Projekts, in der die Unternehmen an ihren Projekten forschen.

Eine ganze Reihe Projekte sind derzeit in der Inkubationsphase:

1. Blockchain Explorer:

Der Hyperledger Blockchain Explorer ist eine benutzerfreundliche Web-Applikation, die das Durchsuchen des Ledgers ermöglicht. Es können Blöcke, Transaktionen und weitere Informationen, die im Ledger gespeichert sind, eingesehen werden.

  • Eingereicht von Christopher Ferris (IBM), Dan Middleton (Intel) und Pardha Vishnumolakala (DTCC)
  • Zustimmung vom TSC am 11.08.2016

2. Fabric:

Fabric ist ein Blockchain-Framework, mit dem verschiedene Blockchain-Applikationen und Lösungen erstellt werden können. Durch Fabrics modulare Architektur können unterschiedliche Komponenten (Consensus Mechanismus, Zugangsberechtigung etc.) sehr einfach hinzugefügt werden

  • eingereicht von Tamas Blummer (DAH) und Christopher Ferris (IBM)
  • Zustimmung vom TSC am 31.03.2016 erhalten

Eigenschaften:

  • Permissioned Network
  • Core in Go
  • Chaincode in Go oder Java

3. Fabric API

Die Fabric API hat ein modulares Design (Code und Runtime Level), das eine Integration mit Legacy-Systemen ermöglicht.

  • eingereicht von einem gemischten Team aus dem Finanzbereich.

4. Fabric Chaintool

Das Chaintool unterstützt Entwickler in verschiedenen Phasen in ihrer Arbeit mit Fabric – Compilation, Testing, Packaging und Deployment.

  • Eingereicht von Gregory Haskins (LSEG), Eric Bauer (LSEG) und Muralidharan Srinivasan (IBM)
  • Zustimmung vom TSC am 16.06.2016 erhalten

Eigenschaften: 

  • in Fabric integriert
  • in Clojure geschrieben

5. Fabric SDK

Fabric SDK ist eine Entwicklungsbibliothek / Laufzeitumgebung, unter anderem für Java und Go.

  • Eingereicht von Baohua Yang (IBM Research), Chang Chen (IBM Research), Kai Chen (IBM CIC China), Zhenlong Zhao (VLIS Lab ZJU) und Chuanjian Wnag (Nicescale)
  • Zustimmung vom TSC am 08.09.2016 erhalten

Eigenschaften:

  • In Fabric integriert
  • In Python geschrieben

6. Sawtooth Lake

Sawtooth Lake wurde von Intel entwickelt und auf Skalierung ausgelegt. Bietet sich im Finance und IoT Bereich an.

  • Eingereicht von Mic Bowmann (Intel) und Richard Gendal Brown (R3)
  • Zustimmung vom TSC am 14.04.2016 erhalten

Eigenschaften: 

  • Permissioned und Permissionless Network
  • – In Python geschrieben
  • – Proof of Elapsed Time (PoET) consensus

7. Iroha

Iroha basiert auf der Fabric Architektur und richtet sich an Mobile Applikation Entwickler.

  • Eingereicht von Makoto Takemiya (Soramitsu), Toshiya Cho (Hitachi), Takahiro Inaba (NTT Data) und Mark Smargon (Colu)
  • Zustimmung vom TSC am 13.10.2016 erhalten

Eigenschaften: 

  • Permissioned Network
  • In C++, Java Chaincode
  • BFT Consensus (Sumeragi)

8. Corda

Corda ist ein privates Distributed Ledger, aber keine Blockchain. Entwickelt von dem Bankenkonsortiums R3.

Eigenschaften: 

  • Permissioned Network
  • Nutzen keine Blockchain

9. Cello

Cello hilft bei einer Blockchain as a Service Lösung.

  • Eingereicht von Baohua Yang (IBM Research), Haitao Yue (IBM Research), Makoto Takemiya (Soramitsu), Zhipeng Huang (Huawei) und Ryan Beck-Buysse (Intel)
  • Zustimmung vom TSC am 05.01.2017 erhalten

Eigenschaften: 

  • Automatisiertes Blockchain Management
  • Unterstützt Fabric, Sawtooth Lake und Iroha

Die gemeinsame Mission der beteiligten Unternehmen im Hyperledger-Projekt ist: Blockchain gemeinsam verstehen und erste Anwendungen ausprobieren. Das Projekt zeigt, dass es sich für Unternehmen lohnt, Kompetenzen und Ressourcen für Innovationsprojekte in einer Branche zu bündeln. Im Zusammenschluss profitieren alle gemeinsam vom Gelernten.

An der Open-Source-Plattform Hyperledger kann sich jeder beteiligen. Für Unternehmen gibt es kostenpflichtige Mitgliedschaften. Laut Hyperledger ist der einzige Unterschied neben der Zahlung, dass Unternehmen auf der Hyperledger-Seite beworben werden. Mit ihrem Beitrag unterstützen sie das Projekt natürlich maßgeblich. Die Hyperledger-Beteiligung ist zwingend an eine Mitgliedschaft bei der Linux Foundation geknüpft.

Trotz Kosten: Für viele Unternehmen, die einen Use Case identifiziert haben, ist das Hyperledger-Projekt auf jeden Fall eine gute Adresse. Ein Unternehmen mit Grundwissen über Distributed-Ledger-Technologien, und einem Use Case zur Umsetzung, der „Blockchain ready“ ist, bekommt das Know-how der Community. Das hilft immens bei den ersten Realisierungsschritten des eignen Blockchain-Anwendungsfalls. 


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Bosco Bellinghausen