
FinOps im Unternehmen etablieren: Ein Leitfaden für Finance & IT
Geschätzte Lesezeit: 7 Minuten

Cloud-Technologien bieten Flexibilität und Skalierbarkeit – oft geraten dabei jedoch die Kosten außer Kontrolle. Genau hier setzt FinOps (Financial Operations) an und schafft Transparenz, optimiert Kosten und stärkt die Zusammenarbeit zwischen IT, Finance und Business. Erfahren Sie hier, wie Sie mit FinOps Ihre Cloud-Kosten nachhaltig in den Griff bekommen.
Was ist FinOps? Eine kurze Definition
Der Begriff FinOps oder auch Cloud FinOps (Cloud Financial Operations) beschreibt eine Reihe von Praktiken, die Unternehmen dabei helfen, ihre Ausgaben im Cloud Computing transparent, effizient und kontrolliert zu managen. Ursprünglich geprägt wurde der Begriff von der FinOps Foundation, einer globalen Community, die Best Practices für das Finanzmanagement von Cloud-Infrastrukturen entwickelt und teilt.
FinOps setzt darauf, dass Teams aus IT, Finance und Business eng zusammenarbeiten und gemeinsam Verantwortung für die Cloud-Kosten übernehmen. Im Gegensatz zum klassischen IT-Kostenmanagement, das meist statische Budgets und langfristige Planungen umfasst, ist FinOps dynamisch, datengetrieben und kontinuierlich. Ziel ist es, in Echtzeit Einsicht in Cloud-Ausgaben zu gewinnen und diese mithilfe konkreter KPIs sowie automatisierter Tools zu optimieren.
FinOps auf dem Vormarsch: Was treibt die Entwicklung an?
Besonders Multi-Cloud-Umgebungen stellen Firmen vor neue Herausforderungen: Kosten entstehen nicht länger zentral, sondern verteilt über zahlreiche Dienste und Anbieter. Herkömmliche Finanzprozesse können mit dieser Dynamik kaum mithalten.
FinOps wird als Teil einer nachhaltigen Cloud-Strategie immer wichtiger, denn es ermöglicht nicht nur eine präzise Echtzeit-Kostentransparenz, sondern schafft zugleich die Basis für stetiges Reporting, bessere Prognosen und eine schnelle Anpassung an Veränderungen. Unternehmen profitieren unmittelbar von höherer Kosteneffizienz, einer optimierten Ressourcennutzung sowie klaren Verantwortlichkeiten – vor allem bei dynamischen Lastsituationen und global verteilten Cloud-Ressourcen.

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FinOps-Prinzipien: Grundlagen für ein erfolgreiches Cloud-Finanzmanagement
Um das Potenzial von FinOps voll auszuschöpfen, hat die FinOps Foundation sechs zentrale Prinzipien definiert. Diese Grundsätze bilden die Basis, um Cloud-Ausgaben nachhaltig zu managen und kontinuierlich zu optimieren. Wer FinOps erfolgreich im Unternehmen etabliert, orientiert sich an diesen Prinzipien und stellt damit sicher, dass Teams gemeinsam effizient handeln.
Zusammenarbeit fördern
FinOps lebt von der interdisziplinären Zusammenarbeit. IT, Finance und Geschäftsbereiche arbeiten Hand in Hand, um Cloud-Kosten transparent zu machen und gemeinsam zu optimieren. Ähnlich wie beim DevOps-Ansatz entsteht durch regelmäßigen Austausch und klare Kommunikation ein gemeinsames Verständnis für die finanziellen Auswirkungen technischer Entscheidungen.
Business Value im Fokus
Nicht nur Kosten, sondern vor allem der tatsächliche Geschäftsnutzen steht im Mittelpunkt der Betrachtung. FinOps fördert gezielte Investitionen in Cloud-Ressourcen, die nachweislich den größten Mehrwert für ein Unternehmen bieten. Entscheidungen werden somit nicht mehr rein kostengetrieben, sondern stärker am erzielten Nutzen orientiert getroffen.
Verantwortung übernehmen
Im FinOps-Ansatz übernehmen Teams selbst die Verantwortung für ihre Cloud-Kosten. Entwickler und Produktverantwortliche erhalten Transparenz über ihre Ausgaben, die Einhaltung der Cloud Security sowie Compliance-Vorgaben der genutzten Ressourcen und werden dadurch zu aktiven Gestaltern des Kostenmanagements. Dieses Verantwortungsgefühl trägt entscheidend zur Kosteneffizienz und zur Vermeidung unnötiger Ausgaben bei.
Daten zugänglich und aktuell halten
Datenverfügbarkeit ist eine entscheidende Voraussetzung für erfolgreiches FinOps. Teams benötigen einen schnellen und unkomplizierten Zugang zu aktuellen Kosteninformationen, um fundierte Entscheidungen treffen zu können. Automatisierte Tools und Echtzeit-Reporting sorgen für die notwendige Transparenz und schnelle Reaktionsfähigkeit.
Zentral unterstützen, dezentral umsetzen
Während zentrale Governance-Strukturen Orientierung und Standards bieten, erfolgt die eigentliche Umsetzung dezentral innerhalb der Teams. So werden Vorgaben und Standards einheitlich definiert, gleichzeitig aber können Teams flexibel und eigenverantwortlich agieren und schnelle Entscheidungen treffen, die ihren jeweiligen Anforderungen entsprechen.
Flexibles Cloud-Kostenmodell nutzen
Cloud-Technologien bieten flexible Preis- und Vertragsmodelle, beispielsweise Reserved Instances oder Savings Plans. FinOps fordert dazu auf, diese Möglichkeiten konsequent auszunutzen, um Kosten zu reduzieren und eine langfristig optimierte Ressourcenauslastung sicherzustellen. Durch kontinuierliches Monitoring und Anpassung der Cloud-Nutzung entstehen deutliche Einsparpotenziale.
Die drei Phasen des Financial-Operations-Lebenszyklus
FinOps ist keine einmalige Aktion, sondern ein kontinuierlicher Prozess, der typischerweise in drei Phasen abläuft: Informieren, Optimieren und Betreiben. Diese Phasen greifen ineinander und sorgen für einen stetigen Verbesserungsprozess beim Management von Cloud-Kosten.
1. Informieren (Inform)
In der ersten Phase geht es darum, Klarheit über aktuelle Cloud-Ausgaben und die Kostenstruktur zu gewinnen. Die Teams werden mit präzisen Echtzeitdaten versorgt, um den tatsächlichen Ressourcenverbrauch sichtbar zu machen.
Praxisbeispiel
Ein Unternehmen setzt Dashboards und automatisierte Reports ein, um den IT-Teams wöchentliche Übersichten der Cloud-Ausgaben pro Projekt bereitzustellen. So werden plötzlich auffällige Kostenstrukturen sichtbar, etwa nicht genutzte Ressourcen oder überdimensionierte Instanzen.
2. Optimieren (Optimize)
In der zweiten Phase liegt der Fokus auf der gezielten FinOps Optimization. Anhand der gesammelten Daten werden Maßnahmen ergriffen, um die Ressourcennutzung effizienter zu gestalten und unnötige Kosten zu eliminieren.
Praxisbeispiel
Ein Team erkennt, dass bestimmte Ressourcen nur punktuell benötigt werden. Durch Umstellung auf ein flexibles Vertragsmodell (z. B. On-Demand-Instanzen) oder durch Abschaltung von Ressourcen in Randzeiten lassen sich monatlich erhebliche Kosteneinsparungen erzielen.
3. Betreiben (Operate)
In der dritten Phase wird das Erreichte überwacht, kontinuierlich verbessert und an Veränderungen angepasst. Teams übernehmen langfristig Verantwortung für ihre Cloud-Kosten und stellen sicher, dass der FinOps-Prozess dauerhaft etabliert bleibt.
Praxisbeispiel
Ein Unternehmen führt regelmäßige FinOps-Reviews durch, bei denen Vertreter aus IT, Finance und Business gemeinsam die Fortschritte bewerten. Dabei werden KPIs überprüft und neue Optimierungspotenziale identifiziert, sodass das Cloud-Kostenmanagement kontinuierlich verbessert wird.
Durch die drei Phasen des FinOps-Lebenszyklus werden Cloud-Kosten nachhaltig verbessert.
FinOps erfolgreich implementieren: So geht´s
Damit FinOps im Unternehmen nachhaltig funktioniert, müssen organisatorische Strukturen, technische Voraussetzungen und Kontrollinstrumente optimal zusammenspielen. Im Folgenden werden die wichtigsten Aspekte für eine erfolgreiche Implementierung vorgestellt.
Organisatorische Voraussetzungen schaffen
Eine entscheidende Basis für FinOps ist – wie bereits erwähnt – die bereichsübergreifende Zusammenarbeit von IT-, Finanz- und Geschäftsabteilungen. Dies erfordert klare Verantwortlichkeiten sowie eine Kultur, in der Teams Kostenbewusstsein aktiv leben.
Wichtige Schritte:
- Interdisziplinäres FinOps-Team: Schaffen Sie ein zentrales FinOps-Team, das Vertreterinnen und Vertreter aus Engineering (Cloud-Nutzende), Finance (Budgetverantwortliche) und Product Owner (Business-Verantwortliche) umfasst.
- FinOps-Champion bestimmen: Benennen Sie eine verantwortliche Person („FinOps-Champion“), die als zentrale Ansprechperson und treibende Kraft fungiert.
- Change Management und Schulungen: Schulen Sie Ihre Teams regelmäßig zu Kostenbewusstsein und neuen FinOps-Prozessen, um den kulturellen Wandel aktiv zu begleiten.
Technologien und Tools gezielt einsetzen
Technologische Unterstützung ist unverzichtbar, um Cloud-Kosten effizient zu managen. Eine Kombination aus cloud-nativen Lösungen, spezialisierten FinOps-Plattformen und Automatisierungstools ermöglicht schnelle Analysen, transparente Berichte und automatisierte Optimierungen. Bei der Auswahl geeigneter Tools spielt auch die bestehende Cloud-Architektur eine entscheidende Rolle, um optimale Integration, Nutzung und langfristige Kosteneffizienz sicherzustellen.
Empfohlene Tools:
- Cloud-native Lösungen: AWS Cost Explorer, Azure Cost Management, GCP Billing
- Spezialisierte FinOps-Plattformen: Apptio Cloudability, CloudHealth by VMware, Kubecost
- Monitoring- und Observability-Tools: Datadog, Grafana
- Automatisierungstools: Terraform, Ansible, Cloud Custodian
FinOps in bestehende IT- und Finanzstrukturen integrieren
Damit FinOps effektiv in bestehenden IT- und Finanzprozessen etabliert werden kann, sollten Sie Schnittstellen zu bereits genutzten Systemen wie ERP- oder BI-Lösungen schaffen. Ideal sind automatisierte Datenübertragungen, regelmäßige FinOps-Reviews und Workshops, sowie die Einbindung der FinOps-KPIs in bestehende Reportings. Damit entsteht eine nahtlose Integration in die bestehende Infrastruktur und eine nachhaltige Verankerung des FinOps-Ansatzes im gesamten Unternehmen.
KPIs definieren und Controlling etablieren
Ohne klare Messgrößen und kontinuierliches Controlling ist keine nachhaltige Steuerung möglich. Die folgenden Kennzahlen helfen, den Erfolg Ihrer FinOps-Initiative messbar zu machen:
Wichtige FinOps-KPIs im Überblick:
KPI | Einheit |
---|---|
Cloud-Kosten pro Team oder Projekt | z. B. € pro Deployment oder pro Service |
Forecast Accuracy | Abweichung zwischen geplantem Budget und tatsächlichem Verbrauch (%) |
Savings durch Optimierungen | Erzielte Kostenreduzierungen in € oder % |
Kosten für ungenutzte Ressourcen | Anteil nicht genutzter Cloud-Kapazitäten an Gesamtausgaben (%) |
Anteil automatisierter Prozesse | Anteil der automatisierten Kostenoptimierungsmaßnahmen (%) |
Zeit bis zur Kostentransparenz nach Deployment | Dauer von der Bereitstellung einer neuen Cloud-Ressource bis zur erstmaligen Verfügbarkeit relevanter Kostendaten (z. B. Stunden oder Tage) |
Regelmäßige Reviews und Forecast-Workshops, idealerweise in enger Abstimmung zwischen IT und Controlling, sorgen dafür, dass alle relevanten Kennzahlen stets im Blick bleiben und bei Bedarf rechtzeitig Maßnahmen ergriffen werden können.

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Fazit: FinOps verstehen, anwenden und weiterdenken
Wer FinOps erfolgreich einführt, profitiert unmittelbar von besserer Kostentransparenz, effizienter Ressourcenauslastung und einer optimierten Kostenstruktur. Gleichzeitig schafft FinOps die nötige Flexibilität, um schnell und agil auf sich wandelnde Geschäftsanforderungen reagieren zu können.
Ein Blick in die Zukunft zeigt, dass FinOps weiter an Bedeutung gewinnen wird – etwa durch Automatisierung mittels KI, eine stärkere Integration nachhaltiger Ziele („GreenOps“) und neue Servicemodelle („FinOps-as-a-Service“). Wenn Sie jetzt in eine professionelle FinOps-Kultur investieren, sichern Sie sich langfristige Wettbewerbsvorteile und sind bestens für die dynamische Cloud-Zukunft gerüstet.
FAQs zum Thema FinOps
Was ist der Unterschied zwischen FinOps und klassischem IT-Kostenmanagement?
Im Gegensatz zum traditionellen IT-Kostenmanagement, das auf festen Budgets und langfristigen Planungen basiert, nutzt FinOps Echtzeitdaten aus der Cloud, fördert teamübergreifende Verantwortung und arbeitet dynamisch sowie kontinuierlich.
Gibt es Branchen, für die FinOps besonders relevant ist?
FinOps ist besonders relevant für Technologie-Unternehmen, Finanzdienstleister, E-Commerce, Industrie und IoT sowie Medien und Streaming – überall dort, wo hohe Skalierbarkeit, dynamische Lasten oder regulatorische Anforderungen eine Rolle spielen.
Welche Vorteile bietet FinOps für Unternehmen?
FinOps sorgt für transparente Cloud-Kosten, höhere Kosteneffizienz, verbesserte Entscheidungsgrundlagen, optimierte Ressourcennutzung und bessere Zusammenarbeit zwischen IT, Finance und Business.
Wie sieht ein typisches FinOps-Team aus?
Ein FinOps-Team besteht typischerweise aus Vertreter von Engineering/Operations (Ressourcenverbrauch), Finance/Controlling (Kostenanalysen, Budgetierung) und Product Ownern (geschäftlicher Nutzen). Häufig ergänzt ein FinOps-Practitioner als Koordinator das Team.
Welche Herausforderungen treten bei der Einführung von FinOps häufig auf?
Typische Herausforderungen bei der FinOps-Einführung sind fehlende Transparenz der Cloud-Kosten, technologische Silos zwischen IT und Finance, unzureichende Automatisierungstools, der kulturelle Wandel zu stärkerer Eigenverantwortung der Teams sowie die Komplexität der Multi-Cloud-Umgebung.

Maximilian Schaugg ist seit Juli 2018 bei MaibornWolff in Cloud Projekten tätig. Sein Schwerpunkt liegt besonders in der Konzeption, der Implementierung und dem Betrieb von Cloud- und Containerlösungen in bestehende und neue IT-Infrastrukturen. Ein wichtiger Bestandteil seiner Arbeit ist dabei der Fokus auf die Bedarfe seiner Kunden und ein holistischer Ansatz, um Projekte von Anfang bis Ende erfolgreich durchzuführen. In den letzten Jahren lag sein Fokus dabei besonders auf den Themen Cloud Migration, Cloud Beratung und Cloud Plattform Entwicklung, wo er sein fundiertes Wissen besonders in den kritischen Themen Security, Kosteneffizienz und Governance anwenden und noch weiter vertiefen konnte.