Von Stefan Kassal

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Von 100 GB zum Film: 360-Grad-Videos schneiden

Im ersten Blog (hier) beschreibe ich die Vorarbeiten für unser erstes 360-Grad-Video. Nach einem Drehtag hatten wir insgesamt 100GB Rohmaterial. Jetzt warteten die Tücken des Schneidens auf uns. Zuerst haben wir die Videos der einzelnen Kameras zusammen gefügt und zu einem Video gerendert. Die Schnitt-Software (Kolor Autopano Video Pro) übernimmt einen großen Teil der Arbeit.…

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Übersicht

Im ersten Blog (hier) beschreibe ich die Vorarbeiten für unser erstes 360-Grad-Video. Nach einem Drehtag hatten wir insgesamt 100GB Rohmaterial. Jetzt warteten die Tücken des Schneidens auf uns.

Zuerst haben wir die Videos der einzelnen Kameras zusammen gefügt und zu einem Video gerendert. Die Schnitt-Software (Kolor Autopano Video Pro) übernimmt einen großen Teil der Arbeit. Leider liefert sie ohne manuelles Eingreifen und Korrigieren kein zufriedenstellendes Ergebnis. Zum Beispiel bei den Kontrollpunkten:

Die Software fügt die einzelnen Video-Tracks zu einer 360-Grad-Ansicht zusammen. Dazu baut sie ein Referenzpanorama mit Kontrollpunkten. Die Kontrollpunkte sorgen dafür, dass die verschiedenen Bilder nahtlos zusammengefügt werden können. Sie markieren auf unterschiedlichen Bildern das gleiche Objekt, zum Beispiel die Ecke eines Fensters – daran richtet sich die Software aus. Wenn die Kontrollpunkte beispielsweise im Vordergrund und im Hintergrund der Szene sind, werden die Videos verzerrt, und nicht perfekt zusammengefügt. An dieser Stelle musste ich selber eingreifen und die Kontrollpunkte setzen. Die Software kann auch nicht selbst entscheiden, wo der Horizont sein soll und welche Linien senkrecht sind. Das ist wichtig, damit das Video nicht verzerrt ist, sondern normal aussieht.

Nachdem ich das richtig eingestellt und die Belichtung optimiert hatte, konnte ich die Videos zu einer Szene rendern. Das ist ganz schön rechenintensiv: Für 5 Minuten Film dauert das auf meinem Rechner zwischen 30 und 60 Minuten.

Der gerenderte Film wirkt am Monitor wie ein verzerrtes Video im Format 2:1. Wir konnten uns noch nicht vorstellen, wie das 360-Grad-Video in einer VR-Brille wirkt. Denn mit der VR-Brille – oder Smartphone und Cardboard – ist der Betrachter viel näher am Geschehen als es auf dem Monitor aussieht. Deswegen haben wir einzelne Szenen immer wieder auf dem Smartphone und der Oculus Rift angeschaut.

Nachdem die Szenen in der 360-Grad-Ansicht fertig waren, mussten wir “nur” noch den Film selber schneiden. Auch dabei hatten wir eine steile Lernkurve: Die einzelnen Szenen durften nicht zu lange sein, damit es nicht langweilig wird. Waren die Szenen dagegen zu kurz, hat der Zuschauer zu wenig Zeit, die Szenen um sich herum anzuschauen. Das haben wir einfach ausprobiert, bis das Video so wirkte, wie wir es uns vorgestellt hatten:

Mein Fazit: Ich finde 360-Grad-Videos faszinierend. Mit der Erfahrung aus dem abgeschlossenen Projekt sehe ich jetzt schon vor dem nächsten Filmen, ob meine Idee funktioniert. 


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Von Stefan Kassal