Zhongde Liu

Matthias Moosburger

Ann-Cathrin Klose

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Techblog

Web Vitals FAQ: Antworten auf die wichtigsten Fragen zu den neuen Ranking-Faktoren

Web Vitals spielen für das Google-Ranking eine Rolle. Im September wurden die Faktoren eingeführt. Unsere Experten erklären, worauf es jetzt ankommt, damit die eigene Website keine Verluste in der Reichweite zu verzeichnen hat.

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Was sind die Core Web Vitals und wie optimiert man sie? Wie kann man Web Vitals messen? Diese und viele weitere Fragen stellen sich zahlreiche Webmaster, seit die Werte Eingang in das Ranking finden. Wir haben die wichtigsten Antworten zusammengestellt.


Was sind Web Vitals?

Web Vitals sind Metriken von Google, die die User Experience einer Website beurteilen. Sie sind seit September 2021 ein Ranking-Faktor für die Google-Suchergebnisse. Die drei Core Web Vitals sind Largest Contentful Paint, First Input Delay und Cumulative Layout Shift. Darüber hinaus gibt es zahlreiche weitere Werte, die gemessen werden können, aber schlussendlich in die gleichen Kategorien fallen.

Core Web Vitals: Definition

  • Largest Contentful Paint (LCP): Gibt an, zu welchem Zeitpunkt die größten und somit als am wichtigsten bewertete Elemente der Seite nach dem initialen Aufruf angezeigt werden. Kurze Ladezeiten gelten als besser, da die Absprungrate durch verlängerte Wartezeiten grundsätzlich steigt. Zum LCP zählt das größte Element im oberen Bereich der Webseite, wie die Headline und der erste Absatz einer News. Auch Banner beeinflussen die Wertung, obwohl sie keinen Content darstellen. Der LCP ist leicht im Browser und mit Tools messbar, jedoch schwer zu verallgemeinern, weil die Internetverbindung des Users und die Antwortzeit des Servers von zentraler Bedeutung für den Wert sind.
  • First Input Delay (FID): Beschreibt die Reaktionszeit einer Website auf die erste vorgenommene Nutzerinteraktion. Das ist wichtig für die Web Vitals, weil Nutzer schnell frustriert sind, wenn Interaktionen zu keiner oder einer verzögerten Reaktion führen. Der FID-Wert ist nicht automatisiert messbar, da der Zeitpunkt und das Element dieser Interaktion vom individuellen Nutzerverhalten abhängen. Befindet sich die Seite noch im Ladezustand, wenn der Nutzer interagieren möchte, ergibt sich ein deutlich anderes Ergebnis als bei einer vollständig geladenen Website.
  • Cumulative Layout Shift (CLS): Meint Content-Verschiebungen durch das Nachladen von Elementen wie Bildern, Anzeigen und Schriftarten. Der CLS-Wert wird über die gesamte Nutzungsdauert einer Website hinweg ermittelt. Verschiebungen von Inhalten sollen nur dann passieren, wenn der Nutzer dies aktiv durch eine Interaktion auslöst, ansonsten wird der Wert reduziert.

Für wen sind Web Vitals relevant?

Im Grund handelt es sich um ein allgemeingültige KPIs. Das Thema betrifft alle, die Websites entwickeln oder betreiben und Interesse an einem guten Google-Ranking haben. Wenn diese Werte schlecht sind, könnte das zu einer Herabstufung im Ranking führen, auch wenn der Content gut optimiert ist. Darum sollte man FID, CLS, und LCP in den Webmaster-Tools beobachten.

Wie wichtig sind die Core Web Vitals für das Ranking wirklich?

Expertenmeinung von Zhongde Liu: “Wie groß der Einfluss der Web Vitals auf das Suchergebnis-Ranking ist, verrät Google nicht. Es handelt sich in jedem Fall nur um einen von vielen Faktoren, die man für ein gutes Ranking optimieren kann. Da die Web Vitals aber ja einen Einfluss auf die User Experience haben, lohnt es sich auf jeden Fall, die Werte im Blick zu behalten!”

Web Vitals und andere Faktoren

Web Vitals und UX

Gute Werte für LCP, FID und CLS sind nicht automatisch gleichbedeutend mit einer guten UX. Wer nur auf einen oder mehrere Core Web Vitals optimiert, aber andere Faktoren außer Acht lässt, kann dadurch auch eine besonders schlechte User Experience verursachen. Infinite Scrolling kann beispielsweise für einen schlechten Wert im Cumulative Layout Shift sorgen, weil der Footer einer Seite immer wieder verschoben wird. Ob dieses Verhalten für die jeweilige Seite erwünscht und sinnvoll ist, wird nicht beurteilt.

Web Vitals und Bilder

Hochauflösende, großformatige Abbildungen können unverzichtbare Inhalte für Websites darstellen. Dennoch senken sie die Web-Vitals-Werte teils erheblich. Häufig können nicht beide Interessen zugleich erfüllt werden.

Welche Bedeutung haben Web Vitals für die Webentwicklung?

Web Vitals stellen Best Practices für die technische Entwicklung von Websites dar. Wenn die Werte für Largest Contentful Paint, First Input Delay und Cumulative Layout Shift gut sind, ist das ein Zeichen für eine gute technische Implementierung.

Expertenmeinung Zhongde Liu: “Schnelles Ladeverhalten und stabile Layouts sowie schnelle Reaktionen auf Nutzereingaben sind Faktoren, die nicht nur für Nutzer von suchmaschinenrelevanten Seiten wichtig sind. Ein Blick auf diese Werte kann auch einen Anhaltspunkt für die Beurteilung der Nutzerfreundlichkeit einer Seite sein. Insofern sind die Werte für Webentwicklung grundsätzlich spannend.”

Wie werden Web Vitals bestimmt?

Web Vitals beruhen auf Messwerten, die Google anhand echter Nutzerinteraktionen auf Mobilgeräten und in Chrome auf dem Desktop erhebt. Es handelt sich um kumulative Werte, die zeitverzögert in das Ranking einfließen, man geht von einem Messzeitraum von etwa 28 Tagen vor der initialen Bewertung aus. Ausreißer in den Messungen, die außerhalb der 75er-Perzentile liegen, fließen nicht in die Web-Vitals-Werte ein, sodass Momentaufnahmen wie punktuell verzögerte Serverantworten nicht sofort zu einem schlechten Score führen. Werte aus Firefox, Safari oder anderen Browsern kann Google nicht erheben, sie können somit nicht in die Beurteilung einfließen.

Expertenmeinung von Zhongde Liu: “Um die Bedeutung der Scores für das eigene Projekt zu beurteilen, muss man seine Nutzer kennen. Wenn das Page Ranking nicht wichtig ist oder die Seite gar nicht häufig über die Suchmaschine gesucht wird, kann man die Bedeutung der Werte gegen andere Faktoren abwägen.”

Wie kann man Web Vitals Scores überprüfen?

Die für Google relevanten Daten stammen von echten Chrome-Nutzern. Zum Überprüfen der eigenen Core Web Vitals Scores können Google-Tools wie Lighthouse und Search Console zum Einsatz kommen, die mit den gleichen Daten arbeiten. Außerdem kann man auf https://pagesped.web.dev die echten Messdaten jeder von Google gelisteten Website für die letzten 28 Tage einsehen.

Können Web Vitals während der Entwicklung bestimmt werden?

Es stehen Entwicklertools zur Verfügung, die Angaben zu Web Vitals machen. Bewertet wird dort beispielsweise, ob der Largest Contentful Paint in weniger als 2,5 Sekunden zur Verfügung steht. Es handelt sich dabei jedoch um Einschätzungen, die häufig auf der lokalen Umgebung beruhen und die nicht die Nutzerrealität in Chrome abbilden. Während der Entwicklung sollten darum Best Practices angewendet werden, von denen zu erwarten ist, dass sie zu guten Scores führen.

Wie können Web Vitals Eingang in die Webentwicklung finden?

Expertentipp von Matthias Moosburger: “Es lohnt sich, die Veränderungen der Scores während der Entwicklung zu verfolgen und im Blick zu behalten, wie sich Deployments auswirken. Dafür sollte die Zuständigkeit klar geregelt werden – wenn das nicht der Fall ist, verliert man die Werte schnell aus den Augen!”

Kann man Web Vitals für bestehende Websites optimieren?

Die Optimierung von Web Vitals auf bestehenden Websites ist besonders effektiv und wichtig. Erst, wenn die Werte erfasst sind, können sie gezielt optimiert werden. Für neue Seiten ist es hingegen eher schwierig, die exakten Auswirkungen von Entscheidungen vorherzusehen.

Web Vitals: Problematische Webdesign-Practices

  • Infinite Scrolling: wiederholte Verschiebung von Inhalten, verschlechtert den Wert für CLS.
  • Akkordeon: wiederholte Verschiebung von Inhalten, verschlechtert den Wert für Cumulative Layout Shift (CLS).
  • Lazy Loading: Verbessert den LCP-Wert, kann jedoch den CLS-Wert senken, wenn keine Platzhalter verwendet werden oder diese die falsche Größe haben.
  • Responsive Bildformate: Werden für Mobilgeräte nicht verkleinerte Bilder angeboten, lädt der Browser ein zu großes Bild und verzögert den LCP.
  • Feste Pixel-Maße: Um Layout-Shifts zu vermeiden, sollten Elementgrößen relativ definiert sein, nicht absolut.
  • Third Party Scripts: Werden zusätzliche JavaScript Bibliotheken zu früh geladen (z. B. zur Erfassung des Nutzerverhaltens (Tracking)), verzögern sie den Seitenaufbau führen zu einem schlechteren FID-Wert.

Ist die Einführung von Web Vitals als Ranking-Faktor gut oder schlecht für die Webentwicklung?

Expertenmeinung von Zhongde Liu: “Web Vitals gehen Hand in Hand mit technisch gut umgesetzten Websites. Es ist ein guter Schritt von Google, die Einhaltung von Best Practices für schnelle, nutzerfreundliche Websites zu honorieren! Dass Ladezeiten für das Ranking eine Rolle spielen, ist auch keine neue Idee – das wurde schon lange angenommen. Nun hat man in dieser Hinsicht eine Basis geschaffen, mit der Webentwickler und Webmaster arbeiten können.”


Über die Autoren

Zhongde Liu

Senior Lead IT Architect

Matthias Moosburger

Senior Lead Architect

Matthias kümmert sich seit 2017 bei MaibornWolff um alle Arten von Kundenprojekten, die Webtechnologien einsetzen – von Frontend über Backend bis zur Datenbank. Als studierter Informatiker und Philosoph jongliert er mit sowohl komplexester Fachlichkeit als auch anspruchsvollster Architektur. Daraus konzipiert er passgenaue Software, die den Usern echten Mehrwert liefern. Mit seiner Erfahrung als selbstständiger Web- & Grafikdesigner müssen sich Anwendungen aus seiner Feder auch nicht verstecken. In seiner Freizeit strampelt Matthias auf dem Rennrad all die Kalorien ab, die sich bei seiner Leidenschaft Kochen nicht vermeiden lassen. 

Twitter: @matthmoos

Ann-Cathrin Klose

Senior Marketing Expert

Ann-Cathrin Klose arbeitet seit Oktober 2021 im Marketing von MaibornWolff. Ihr Schwerpunkt liegt auf der Weiterentwicklung der Firmenwebsite und der strategischen Content-Arbeit. Zuvor hat sie für einen IT-Fachverlag Zeitschriften und Konferenzen gestaltet.