Von Sandrine Villemure

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Freiflug

Per Du mit Python und Excel. Mein Praktikum bei MaibornWolff

Ich studiere hauptberuflich am Marianopolis College in Montreal, Quebec. Im Sommer 2018 habe ich ein achtwöchiges Praktikum bei MaibornWolff gemacht. Kurz zu mir: Ich 18-Jahre und Französisch-Kanadierin und Studentin. Von 2012 bis 2017 lebte ich mit meiner Familie in den Vereinigten Staaten. Der Umzug war eine prägende Erfahrung und weckte mein Interesse für andere Kulturen.…

Freiflug

Ich studiere hauptberuflich am Marianopolis College in Montreal, Quebec. Im Sommer 2018 habe ich ein achtwöchiges Praktikum bei MaibornWolff gemacht. Kurz zu mir: Ich 18-Jahre und Französisch-Kanadierin und Studentin. Von 2012 bis 2017 lebte ich mit meiner Familie in den Vereinigten Staaten. Der Umzug war eine prägende Erfahrung und weckte mein Interesse für andere Kulturen. Seitdem möchte ich Europa mit seinen unterschiedlichen Kulturen, seiner Geschichte und seinem Essen entdecken. Zum Beispiel möchte ich mein Studium gern an einer europäischen Universität fortsetzen. Mein Ziel für den letzten Sommer war es, auf der anderen Site des Atlantik ein Praktikum zu absolvieren. Jetzt kann ich sagen: Mission erfüllt. Und ich werde für immer dankbar sein für diese Gelegenheit!

Nur wenige Erwartungen und ein bisschen Angst….

Die Zeit bei MaibornWolff im Münchner Büro war meine erste richtige Erfahrung in der Arbeitswelt, daher hatte ich erstmal keine konkreten Erwartungen an mein Praktikum. Ich wusste nur, dass ein Projekt im Bereich Data Science & Artificial Intelligence (DSAI) auf mich wartet, die Ergebnisse würde ich den MaibornWolff-Kollegen am Schluss meines Praktikums vorstellen. Anfangs hatte ich Bedenken, da ich kaum etwas über Data Science wusste. Die gute Nachricht ist: Meine Angst verflog sehr schnell, nachdem ich meine sehr offenen und hilfsbereiten Kollegen kennenlernte… und dank der Flasche Sekt, die das Unternehmen jedem neuen Teammitglied überreicht! Das war für mich das erste Anzeichen in guten Händen zu sein.

Was hat mich am meisten überrascht?

Meine Deutschkenntnisse sind begrenzt, deswegen machte mir die Sprachbarriere Sorgen (Dieser Blog wurde von Judith und Petra ins Deutsche übersetzt). MaibornWolff ist ein deutsches Unternehmen mit Kunden im deutschsprachigen Raum; deshalb wird fast nur Deutsch gesprochen. Ich hatte das Glück, von einem sehr aufgeschlossenen englischsprachigen Chef namens Dr. William Rogan, kurz Bill, unter die Fittiche genommen zu werden. Auch dank seiner langjährigen Tätigkeit in Deutschland hat er mich fachkundig und ohne Sprachhürden durch mein Praktikum geführt.

Die gesamte MaibornWolff-Community war unglaublich verständnisvoll und flexibel – alle waren sehr aufgeschlossen und zögerten nicht, sich mit mir auf Englisch zu unterhalten. Was mich überrascht hat: Bei jedem Meeting, an dem ich teilnahm, wechselten die Kollegen automatisch ins Englische – nur für mich. Wenn über ein mir unbekanntes Thema oder Projekt gesprochen wurde, nahmen sich meine Kollegen immer die Zeit es zu erklären. So konnte ich Vorträge und Diskussionen mitverfolgen, was für mein Praktikum sehr hilfreich war. Das zeigt, wie wichtig es MaibornWolff ist, neue Teammitglieder zu integrieren und einzubeziehen. Ich würde sogar sagen, dass das Gefühl der Mitarbeitenden, von ihrem Job erfüllt zu werden, ein großer und entscheidender Erfolgsfaktor für das Unternehmen ist.

Vieles gelernt

Wie bereits erwähnt waren Data Science und Artificial Intelligence für mich sehr abstrakte Konzepte. Ich hatte keine konkrete Vorstellung davon, wie sie in realen Projekten angewandt werden.

Meine Kollegen in der DSAI-Abteilung arbeiten mit Plattformen wie Visual Studio Code, Git, Anaconda, Jupyter und Programmiersprachen wie Python und JavaScript. Vor meinem Praktikum kannte ich die Grundlagen von Word und Excel – das wars. Sich mit Programmiersprachen und Tools vertraut zu machen, die IT-Kollegen täglich benutzen, war definitiv eine Herausforderung. Diese Tools haben mich wirklich fasziniert und mir wurde schnell klar, dass Programmiersprachen intuitiver und benutzerfreundlicher sind als ich dachte. Mit Python sind Aufgaben keine Rocket Science mehr.

Darüber hinaus bietet MaibornWolff seinen Mitarbeitenden, auch Praktikant*innen wie mir, mit dem F&E-Budget großartige Möglichkeiten neue Ideen zu entwickeln. Mit diesem Budget können Mitarbeitende individuelle Projekte mithilfe verschiedener Data-Science-Tools durchzuführen. So konnte ich im Praktikum innerhalb von nur vier Wochen ein eigenes Projekt durchlaufen.

Mein Projekt

Ziel meines Projektes war es, die Emoticon-Nutzung in den “Hip-Chat”-Rooms des Unternehmens zu analysieren und Korrelationen zwischen den verschiedenen Chat-“Räumen” und Raum-Atmosphären durch die Verwendung von Emoticons zu finden. Außerdem wollten wir Trends analysieren, zum Beispiel: Welches Emoticon ist das beliebteste? Oder: An welchen Tagen nutzen Leute meisten Emoticons? Durch das Extrahieren von Nachrichten aus den Hip-Chat-Räumen und deren Konvertierung in JSON-Dateien konnten Bill und ich die die für unser Projekt benötigten Daten mit Python (geschrieben in einem Jupyter-Notebook) extrahieren. Eine der Extraktionen bestand darin, jedes Emoticon herauszuziehen, das in einem der Räume verwendet wurde.

Ein Teil des Projekts war die Stimmungsanalyse von Emoticons und Botschaften in den verschiedenen Chat-Räumen. Dazu wollten wir Tools wie spaCy nutzen. Nach einigen Versuchen mussten wir jedoch feststellen, dass alle Stimmungsanalyse-Tools nur englische Texte erkennen, während alle unsere Nachrichten auf Deutsch waren. Wir kamen zu dem Schluss, dass eine Stimmungsanalyse nur möglich ist, wenn wir alle Botschaften ins Englische übersetzen – was natürlich mehr Zeit in Anspruch nahm als geplant. Indem wir die Übersetzungs-Hardware der Google Cloud Platform verwendeten, konnten wir eine Funktion programmieren, die jede einzelne Textnachricht (insgesamt etwa vier Millionen Zeichen) für uns übersetzt. Anschließend nutzten wir unsere zuvor erstellte Funktion (mit dem spaCy Natural Language Processing Tool), um die Stimmungsanalyse durchzuführen. Wir waren beide sehr froh, als wir diesen Teil des Projekts abschließen konnten.

In diesem Projekt habe ich zwar viel über Python gelernt, dennoch ist das Tool immer noch eine Herausforderung für mich. Ich kann nicht behaupten, dass ich nach nur wenigen Wochen schon sicher in der Anwendung bin. Andererseits wurden die meisten meiner Daten automatisch in Excel übertragen. Es ist daher das Programm, über das ich am meisten gelernt habe – ich kann jetzt behaupten, ein erfahrener Excel-Anwender zu sein!

Ein außergewöhnlicher Arbeitsplatz

Als erstes fällt einem beim Betreten des Münchner Büros von MaibornWolff die vielen Auszeichnungen auf. Erst letztes Jahr platzierte sich das Unternehmen auf dem ersten Platz bei im Benchmark der Great-Place-to-Work-Studie für IT- Unternehmen mit 251 bis 500 Mitarbeitenden.

Ich empfand die Arbeitsatmosphäre als sehr angenehm und entspannt – von der Kleiderordnung bis zu den Treffen in der Cafeteria. Außerdem habe ich Jede*n bei MaibornWolff als sehr hilfsbereit erlebt. Du kannst einfach in einem Büro auftauchen und um Hilfe bitten – und bekommst sofort Unterstützung. Ich war auch sehr beeindruckt vom Miteinander auf Augenhöhe. Die Geschäftsführer gehen locker mit den Mitarbeitenden um und beantworten jede Art von Frage, egal wie brillant oder seltsam sie auch sein mag. Darüber hinaus hat die Analyse der Emoticons gezeigt, dass diese auch in den Chat-Räumen mit den Geschäftsführern und Bereichsleitern sehr oft genutzt wurden. Ich glaube das zeigt, wie entspannt die Kollegen miteinander umgehen. Und es spiegelt die lockere, anregende und kooperative Kultur von MaibornWolff wider.

Ebenso war es interessant zu sehen, wie die IT-Abteilungen den Überblick über ihre Projekte behalten – überall im Büro gibt es viele Wände voller Post-IT! Die Abteilungen nutzen sie für ihre Scrum-Boards, bei der auf riesigen Whiteboards vier verschiedene Spalten angeordnet werden. Die erste Spalte besteht aus Geschichten (als Projektbeschreibung), die zweite Spalte zeigt die To-do-Liste, in der dritten Spalte sind Aufgaben “in Arbeit” und die vierte Spalte zeigt Projekte, die abgeschlossen und als “erledigt” markiert sind. Während ein Projekt voranschreitet, bewegt es sich nach rechts. Diese Art der dynamischen Darstellung der verschiedenen Projekte ist sehr nützlich, um Alle auf dem Laufenden zu halten und ihnen jederzeit einen problemlosen Einstieg zu ermöglichen.

Meine erste Erfahrung im Job

Durch das Praktikum konnte ich echte Berufserfahrung sammeln – von Zeitmanagement bis zum Umgang mit Kolleg*innen. Außerdem hatte ich Gelegenheit, Selbstvertrauen zu gewinnen und eigenständig zu denken, da von mir erwartet wurde, dass ich mir meine eigene Meinung zu Projekten bilde und sage. Am Ende habe ich die Angst, nicht gut genug zu sein, endgültig überwunden und konnte sogar das Ergebnis meines Projekts bei der wöchentlichen “Freitagsrunde” präsentieren. In diesem wöchentliche Treffen präsentieren Mitarbeitende ihre Projekte nicht nur den Münchner Kollegen, sondern via Live-Videokonferenz auch den Kollegen aus Frankfurt, Berlin und Augsburg vorzustellen. Die Präsentation dort war anstrengend, aber ich habe meine Präsentationsfähigkeiten auf die Probe gestellt. Zudem habe ich viel über die DSAI-Abteilung gelernt. Mir wurde klar, wie wichtig es ist, geduldig zu sein. Und ich habe gemerkt, wie sehr es mich freut, wenn Anwendungen funktionieren!

Abschließend möchte ich dem gesamten MaibornWolff-Team herzlich danken, weil es mich während meines Sommerpraktikums 2018 so freundlich empfangen hat. Ein besonderes Dankeschön geht an meinem Chef Bill:  Er war die ganze Zeit sehr verständnisvoll und geduldig mit mir. Zum ersten Mal alleine zu leben und in einem fremden Land zu arbeiten war definitiv eine prägende Zeit zum Beginn meines Erwachsenenlebens. Hier bei MaibornWolff zu arbeiten war eine unvergessliche Gelegenheit.


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Von Sandrine Villemure